Montag, 21. März 2011

Ein Rückblick auf den 1. Bundeskongress der Freien Darstellenden KünstlerInnen

Im Jahr des 20-jährigen Bestehens des Bundesverbands Freier Theater (BUFT) gelang die Ausrichtung eines 1. Bundeskongresses der Freien Darstellenden KünstlerInnen zum Thema Freies Theater der Zukunft im Stuttgarter Theaterhaus mit 250 Theaterschaffenden aus ganz Deutschland. Neben einem kurzen Rückblick auf die Szene, deren Entwicklung und natürlich auch der Entwicklung des BUFT war der Kongress ganz dem Blick nach vorn gewidmet.

Die Vorstellung aktueller Bestandsaufnahmen und -analysen bildete die Basis für die dort diskutierten Zukunftsvisionen, für die neuen Herausforderungen, denen sich das Freie Theater stellen muss. Die Forderung nach einem Umdenken galt in den Panels, Podiumsdiskussionen, Vorträgen und Arbeitsgruppen sowohl den eigenen Strukturen als auch der Förderpolitik und den Partnern Freier Theaterarbeit.

Den Einstieg in den Kongress bildeten zwei Impulsreferate, die sich mit dem Wandel in Kunst und Gesellschaft und den daraus entstehenden Fragen zu den Anforderungen an das Freie Theater beschäftigten. Jochen Sandig, Gründer „Sasha Waltz & guests" und Leiter des Radialsystem V, und Andreas Fanizadeh, Leiter des Kulturressorts der taz, stellten ausgehend von den aktuellen gesellschaftlichen Anforderungen wie Globalisierung, Finanzkrise, Migrationsprozesse, Überalterung der Gesellschaft und mediale Omnipräsenz, die Fragen nach den Kernkompetenzen Freier Theaterschaffender. Mittels Gegenüberstellung der bestehenden Theatersysteme hinterfragten die Referenten die Phänomene von Vereinzelung und Zusammenschluss.

Nach einer anschließenden Podiumsdiskussion zu o.g. Einstieg, stellte Günter Jeschonnek, Geschäftsführer des Fonds Darstellende Künste, die aktuell umfangreichste Untersuchung zur wirtschaftlichen, sozialen und arbeitsrechtlichen Situation Freier Darstellender Künstler in Deutschland vor, die in dem druckfrischen 700-seitigen Werk „Report Darstellende Künste" dargestellt wird. Neben Studien und Diskursen, enthält der Report umfangreiches Datenmaterial aus der Fragebogenaktion und den ergänzenden qualitativen Interviews mit Darstellenden Künstlern, an deren Zusammenstellung die Landesverbände des BUFT in 2008 und 2009 maßgeblich beteiligt waren.

Die mit Zahlen gestützten Fakten untermauerten erstmalig, was viele der Anwesenden in ihrer eigenen Arbeitsrealität täglich erfahren und zeichneten an dieser Stelle ein eindeutiges Bild für Deutschland. Weit über die Hälfte der Freien Theater- und Tanzschaffenden haben mindestens einen akademischen Abschluss, den Großteil der Theater- und Tanzschaffenden zeichnet eine ausgeprägte Mobilität aus, Administration und Organisation sowie Mittelbeschaffung nehmen ca. 40% der Arbeitskraft in Anspruch. Über 50% der Theaterschaffenden haben keinen Zugriff auf Proberäume. Die Einkommenssituation ist prekär. Um nur einen kleinen Teil zu nennen. Das vollständige Werk ist beim Fonds Darstellende Kunst zu bestellen. Nach dieser „Umwandlung" von gefühltem Wissen in Faktenwissen endete der erste Kongresstag.

Am darauf folgenden Freitag eröffnete Alexander Pinto vom Landesverband Freier Theater in Hamburg mit einem Impulsreferat zur Mobilität Freier Darstellender Künstler den zweiten Kongresstag. Unterstützt durch die Fakten des Vortages stellte Pinto die Frage nach der Lebensorganisation Freier Theaterschaffender und schlussfolgerte: „Freie Darstellende Künstlerinnen und Künstler arbeiten und leben multilokal." Mit Ausführungen zu neuen Arbeitsformen, die auf Multilokalität basieren, öffnete dieser Beitrag eine Tür zu einem aktuellen Themenfeld, das noch längst nicht zu Ende gedacht ist.

Nach diesen reichhaltigen Denkanstößen öffnete sich der Kongress für die anwesenden Theaterschaffenden in fünf parallel stattfindende Panels, in denen über die Potentiale Kultureller Bildung in der Freien Darstellenden Kunst,über FreiRäume der Zukunft, über Neue Wege für Produktionen in Europa, über die Kultur- und Kreativwirtschaft und über Ausbildung und Nachwuchsförderung in kleinerem Kreise diskutiert werden konnte. An dieser Stelle wurde den Themen Rechnung getragen, die den BUFT in seiner aktuellen Arbeit beschäftigen und die durch diese Austauschform neue Impulse aus der Szene gewinnen konnten bzw. Rückendeckung in der weiteren Ausgestaltung erfuhren.

Mit Grußworten aus Politik und Gesellschaft begann der Nachmittag des zweiten Kongresstages und ließ auch die Möglichkeit zu einem Rückblick auf das bereits Erreichte und das (noch) nicht Erreichte. In dem Impulsreferat „Wuppertal ist überall" von Prof. Wolfgang Schneider, Vorsitzender des Deutschen Kulturrates, der sich an die gesamte Theaterlandschaft wendete und eine längst überfällige und überlebensnotwendige Strukturveränderung forderte, fühlte sich der/diejenige, der/die die Arbeit des BUFT seit einigen Jahren verfolgt, an die bereits in 2004 gestellten Forderungen erinnert.

Die damalige Vorsitzende Kirsten Hass verlangte seinerzeit bereits eine grundlegende Veränderung der Förderpolitik hinsichtlich der gesamten Theaterförderung. Spätestens an dieser Stelle des Kongresses wurde klar, die Szene hat sich in den vergangenen Jahren entwickelt, in unterschiedlichen Bereichen sind wir vorangekommen.

Es gibt aber auch noch viele Baustellen, auf denen sich noch nicht genug bewegt hat, ganz zu schweigen von neuen Herausforderungen und Arbeitsfeldern.Die anschließende Podiumsdiskussion nahm daraufhin unter dem wohlklingenden Titel „Kunst braucht Gunst" (erinnert an den bundesweiten Aufruf des Deutschen Kulturrates „Kultur gut stärken" Aktionstag am 21. Mai 2011 - www.kulturstimmen.de) die Perspektiven einer Theaterpolitik in den Blick.

Der gesamte Nachmittag war geprägt vom Ruf nach einem Theaterentwicklungsplan, der die Gesamtheit der Sparte in den Blick nimmt und die Zukunft des Theaters in Deutschland sicherstellen soll. Am dritten Kongresstag wurde der methodische Ansatz grundlegend verändert. Die anwesenden Freien Theaterschaffenden sollten nun zu Wort kommen und die folgenden Themen bestimmen.

Im Open Space Verfahren formierten sich stattliche 40 Arbeitsgruppen, was das enorme Austauschbedürfnis unterstrich. Zusammenfassend bewegten sich die Arbeitsgruppen in den Themenfeldern Selbstvergewisserung als Künstler und zu gesellschaftlichen/ künstlerischen Visionen, Produktionsbedingungen, -formen und -strukturen, Berufsbild und (individuelle) Existenzsicherung, Vernetzung, Austausch und Vermarktung. Die entstandene umfangreiche Liste von Forderungen, Visionen und Problembeschreibungen wurde in großen Teilen durch freiwillige Unterstützungsangebote personeller Art untersetzt und gibt dem BUFT die Möglichkeit an diesen Arbeitsfeldern, in enger Vernetzung mit den am Kongress beteiligten Theaterschaffenden, weiter zu denken und zu arbeiten.

Auch der vierte Kongresstag bot nochmals eine Darstellung von Fakten aus der Realität Freier Theaterschaffender Deutschlands. Caroline von Sasmannshausen, Theaterwissenschaftlerin an der Universität Hamburg, erarbeitete im Auftrag des Landesverband Freier Theater Hamburg eine Bestandsaufnahme landesweiter Förderstrukturen im bundesweiten Vergleich. Besonders interessant war hier die Potentialanalyse, aus der Sassmannshausen Vorschläge für die Förderpolitik formulierte. Die Kurzversion dieser Studie ist beim Landesverband Freier Theater Hamburg erhältlich.

Im anschließenden Podiumsgespräch befassten sich Künstler, Förderer und Netzwerker nochmals mit den Konsequenzen für die Förderstrukturen. Nach dem Modell des Tanzplan Deutschland wurde hier nach einer allgemeinen Lösung für die Freien Darstellenden Künstler gesucht.

Mit „gefüllten Taschen" oder einer reichen Auftragslage konnte Alexander Opitz als Vorsitzender des Bundesverbands Freie Theater den Kongress am Sonntag beschließen. Der BUFT hat nun den Auftrag, die Ergebnisse dieses erfolgreichen Kongresses zu sichten, zu bündeln und einzelne Themenfelder weiter zu verfolgen, um die Freie Theaterlandschaft in Deutschland zu gestalten.

Der 1. Kongress der Freien Darstellenden Künstler und Künstlerinnen wird auf diesem Weg sicherlich nicht der letzte gewesen sein.

von Katrin Brademann

Dienstag, 15. März 2011

Nach dem Kongress ist vor dem Kongress – Open Space als Online-Plattform

Der erste Bundeskongress der Freien Darstellenden Künstler in Stuttgart 2010 liegt kaum drei Monate zurück. Was bleibt, was wird aus den Ergebnissen und Anregungen? Ein Teil wird als gedruckte Dokumentation erscheinen. Aber was wird mit den angestoßenen Diskussionen und ungelösten Fragen geschehen? 

Vor allem die Diskussionsrunden des Open-Space-Verfahrens haben mehr als zwanzig Themenbereiche bewusst gemacht, um die sich die Freien Theater in der Zukunft kümmern wollen, sollen und müssen. Zu viel für jeden Einzelnen, aber zusammen kann man das angehen, muss man es angehen.

Mit der neu geschaffenen und finanzierten Geschäftsstelle in Berlin erhält der Bundesverband Freier Theater die Möglichkeit, seine bisherige Arbeit kontinuierlich und intensiv fortzusetzen. Der Kongress in Stuttgart war auch als Themensammlung für die anstehenden Aufgaben und Schwerpunkte gedacht. Zu diesen Themen gehört natürlich die wirtschaftliche und soziale Absicherung der Künstler und Theater, genauso aber auch Grundsatzfragen zu ästhetischen und künstlerischen Positionen, wie die Fragen aus der täglichen Theaterarbeit. Darüber hinaus konnten viele weitere Themen in den drei Tagen in Stuttgart nur entworfen und knapp skizziert werden.

Um daraus konkrete Aufgaben oder Aufträge für den Bundesverband oder andere Gremien zu entwickeln, bedarf es der intensiven Fortsetzung der begonnen Diskussionen. Die Ausrichtung soll von der Basis, den freien darstellenden Künstlern selbst entwickelt werden. In vielen Beiträgen wurde in Stuttgart bereits die Möglichkeit angesprochen, Blogs, Foren und andere Formen zum gegenseitigen Austausch einzurichten.

Als interaktive Fortführung der Dokumentation des Kongresses richtet der BuFT nun eine eigene Webseite ein. So können die Themen gebündelt und stetig verfolgt werden. Damit bietet der BuFT eine zentrale Plattform an, offene Werkstatträume, ein Online-Open-Space. Dieses Angebot soll einerseits denjenigen, die nicht am Kongress teilnehmen konnten, die Möglichkeit geben, die bisherigen Diskussionen mitzuverfolgen und sie andererseits zur aktiven Mitwirkung anregen.

Ein Ziel ist es, dass sich aus diesem interaktiven Prozess konkrete Handlungsstrategien und Aufträge für den Bundesverband ergeben. Zudem kann sich durch die Sammlung von Materialien und Dokumenten ein Fundus für die täglichen Fragen der Theaterarbeit entwickeln.
Es liegt auf der Hand, dass ein solches Projekt nicht von einer Geschäftsstelle oder den Landesverbänden allein entwickelt werden kann. Hier ist die unmittelbare Mitwirkung der darstellenden Künstler selbst erforderlich. Der Bundesverband hat sich in einem ersten Schritt an die jeweiligen Leiter der Open Space-Runden gewandt und diese um ihre Mitwirkung und Berichterstattung gebeten.

Für manche Themen wird es, wie mehrfach in Stuttgart vorgeschlagen, eigene Blogs zur Diskussion geben. Für andere wird es eher eine Sammelstelle für Informationen und Dokumente sein. Jedes einzelne Thema soll in einer geeigneten Form unterstützt werden. Im Laufe des Jahres wird der Umfang kontinuierlich wachsen, sodass über die anfängliche Dokumentation eine Materialsammlung und Arbeitsbasis für den Bundesverband und die Landesverbände entstehen wird.

Diese Möglichkeiten ersetzen jedoch nicht die persönlichen Treffen. Diese Form des Online-Open-Space fungiert als Vorbereitung für den nächsten Bundeskongress, für Klausurtagungen und andere Versammlungen, damit man dort nicht von vorne anfangen muss, sondern bereits wichtige Vorarbeiten und Vorbereitungen getroffen hat. Die neue Web-Plattform bildet hierfür eine sehr gute Voraussetzung: Eine Ideenwerkstatt, in der Material und Werkzeuge kostenfrei gestellt werden.

Wolfgang Hauck
Verband Freie Darstellende Künste Bayern

Die Webseite wird ab Mai 2011 online sein.
http://openspace.buft.de

Dienstag, 15. Februar 2011

BuFT mit neuer Geschäftsstelle in Berlin

Der Bundesverband Freier Theater e.V. eröffnet eine Geschäftsstelle in Berlin

Der Bundesverband Freier Theater (BuFT) ist die vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) geförderte Interessenvertretung der freischaffenden, professionellen Tanz- und Theaterschaffenden in Deutschland.

Mit Mittel des BKM konnte nun erstmalig eine eigene und institutionell geförderte Geschäftsstelle in Berlin eingerichtet werden.

Zum 1. Mai 2011 soll die Geschäftstelle ihre Tätigkeit aufnehmen.

Tätigkeitsgebiet der Geschäftstelle sind im Wesentlichen:

- Einrichtung und Leitung der neuen Geschäftsstelle
- Koordination der Verbandsarbeit
- Kulturpolitische Gremien- und Lobbyarbeit
- Organisation der Verbandsaktivitäten,

- Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Mehr Informationen zur neuen Leitung und den aktuellen Schwerpunkten folgen in Kürze.



www.buft.org

Samstag, 27. November 2010

Off-Informationen Editorial 4/2010

Liebe Kolleginnen und Kollegen, 

das Jahr 2010 ist zwar noch nicht vorüber und für den Bundesverband Freier Theater steht mit dem 1. Kongress für Freischaffende Darstellende Künstlerinnen und Künstler vom 9. bis zum 12. Dezember im Theaterhaus Stuttgart ja noch ein wichtiges Ereignis bevor, aber dennoch kann man resümierend bereits jetzt feststellen, dass es das bisher wichtigste im Laufe des Bestehens des BuFT ist.

Seit Beginn meiner Tätigkeit im Vorstand des Bundesverbandes im Jahr 2002 war es immer mein Bestreben, die jährliche Delegiertenversammlung in einen Kongress für Freischaffende Darstellende Künstlerinnen und Künstlern einzubetten.

Viele haben mich diesbezüglich belächelt und es als nette, wünschenswerte Idee abgetan. Dabei ist es von ungemeiner Bedeutung, sowohl für die Künstlerinnen und Künstler, als auch für deren Interessenvertretung, den BuFT.

Die Delegiertenversammlung ist das Gremium, das die Richtung vorgibt, in die der Verband seine kulturpolitische Arbeit ausrichten soll. Sie stellt fest, ob sie mit der Arbeit des Vorstands zufrieden ist oder nicht und kann diesen im Amt bestätigen oder abwählen. Um mehr Mitglieder an diesem demokratischen Prozess teilhaben zu lassen, war es mir auch immer ein Anliegen, die Anzahl der Delegierten von einer Person je nach Größe der Bundesländer und Anzahl der Mitglieder in den Landesverbänden auf fünf bis zwölf Personen zu erhöhen. Dies führt zu mehr Transparenz und einer Meinungsvielfalt, die die Entscheidungsfindung komplexer werden lässt und möglichst alle Bedürfnisse im Bereich Freies Theater und Zeitgenössischer Tanz berücksichtigt.

Dies wird bisher nur dadurch gewährleistet, dass Verbände wie der Dachverband Tanz, der Bundesverband der Puppentheater in Deutschland und der Bundesverband der Theater im Öffentlichen Raum als ständige Gäste im Bundesvorstand vertreten sind, ohne auf ihre Eigenständigkeit zu verzichten. Es soll an dieser Stelle angemerkt sein, dass andere Verbände mit Schnittmengen in der Freien Szene in diesem Gremium herzlich willkommen sind.

Da die Delegiertenversammlung nicht den zeitlichen Rahmen bieten kann, um alle dringenden und drängenden Probleme zu behandeln, liegt es nahe, diese in einen jährlich stattfindenden Kongress einzubinden, auf dem vor der Versammlung über einen Zeitraum von zwei Tagen interessierte Künstlerinnen und Künstler aller Genres diese Problemstellungen diskutieren und pragmatische Lösungsvorschläge darlegen können. Diese Lösungsvorschläge würden dann in der Delegiertenversammlung zusammengefasst und dem Bundesverband als Arbeitsauftrag für ein Jahr lang auf den Weg gegeben. Mehr Basisdemokratie geht kaum, und ein solches Verfahren wäre sicherlich für alle Beteiligten äußerst motivierend.

Um eine solche Veranstaltung organisatorisch stemmen zu können, benötigt der Bundesverband jedoch eine hauptamtlich besetzte Geschäftsstelle. Schon das operative Tagesgeschäft lässt sich mit der bisherigen ehrenamtlichen Struktur kaum zufrieden stellend bewältigen. Seit Jahren bemühte sich der BuFT deshalb um die Finanzierung eines professionell besetzten Büros in Berlin beim BKM.

Dank des persönlichen Einsatzes der FDP-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Birgit Homburger, erhielt der BuFT im März diesen Jahres erstmalig eine Förderung aus dem Haushalt des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) in Höhe von 100.000,- Euro.

Das nahe liegende Vorhaben, diese Mittel für eine Geschäftsstelle zu verwenden, konnten wir nicht umsetzen, da diese Mittel als einmalige Förderung deklariert wurden und somit die Weiterfinanzierung über das Jahr 2010 hinaus nicht gesichert war. So haben wir uns entschlossen, anlässlich des 20jährigen Bestehens des BuFT den 1. Kongress für Freischaffende Künstlerinnen und Künstler zu veranstalten, mit dem Ziel, Inhalte zu erarbeiten, die dem Bundesverband als Arbeitsauftrag der Künstlerinnen und Künstler den Weg in die Zukunft weisen sollen. Dankenswerterweise fördert auch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg den Kongress, was uns in die Lage versetzt, die Reisekosten der Künstlerinnen und Künstler anteilig zu finanzieren.

Am 11. November diesen Jahres erreichte uns dann die sensationelle wie höchst erfreuliche Nachricht, dass nach Jahren immerwährender Beantragung der Bundesverband Freier Theater ab 2011 eine Förderung für eine hauptamtlich besetzte Geschäftsstelle in Berlin erhält. Nachdem die Finanzierung im Haushaltsentwurf der Bundesregierung im September noch nicht vorgesehen war, danke ich sehr den Berichterstattern des BKM-Haushalts aller Bundestagsfraktionen, die sich von den Fakten und Argumenten überzeugen ließen und der Förderung in der Bereinigungssitzung des Haushalts zustimmten.

Leider wurden von den beantragten 188.000,- Euro nur 100.000,- Euro bewilligt, womit wir nur das allernotwendigste finanzieren können und kaum gestalterische Spielräume haben. Aber es bedeutet eine enorme Professionalisierung des Bundesverbandes Freier Theater und somit der Überzeugungsarbeit im Bundesparlament und seinen Ausschüssen, um das Leistungspotential der Freischaffenden Darstellenden Künstlerinnen und Künstler in Deutschland zu vermitteln. Und wir werden alles daran setzen, spätestens ab dem Jahr 2012 einen jährlichen Kongress um eine repräsentativ besetzte Delegiertenversammlung herum zu organisieren.

Der Bundesverband Freier Theater wird diesen neuen, bedeutenden Weg nicht alleine gehen, sondern gemeinsam mit dem Internationalen Theaterinstitut in Deutschland (ITI), der Dramaturgischen Gesellschaft, dem Dachverband Tanz, dem MIME Centrum Berlin und weiteren Partnern im Künstlerquartier Bethanien eine Bürogemeinschaft gründen. Diese Nähe der Verbände zueinander bietet die Möglichkeit, Synergieeffekte zu nutzen und gemeinsam Visionen zu entwickeln, die den Künstlerinnen und Künstlern in jeglicher Hinsicht neue Freiräume für ihre Arbeit schaffen sollen.

Wir haben uns viel vorgenommen, und ich hoffe, dass möglichst viele Kolleginnen und Kollegen den Weg zu unserem ersten Kongress nach Stuttgart finden werden, denn es ist eine große Chance, die eigene Zukunft mit zu gestalten. Nutzen wir sie! Mit herzlichen Grüßen

Alexander Opitz
1. Vorsitzender Bundesverband Freier Theater

aus: Off-Informationen 4/2010

Der erste Bundeskongreß der Freien Darstellenden Künstler 2010

Nach 20 Jahren Bundesverband Freier Theater ist es nun endlich soweit:
Der BUFT lädt ein zum Bundeskongreß nach Stuttgart. Durch die Entscheidung des Bundestages, dem BUFT ab 2011 eine Geschäftsstelle zu fördern, hat der Kongreß noch einmal an Bedeutung gewonnen. Hier sollen Perspektiven für die Zukunft der Freien Darstellenden Kunst diskutiert werden. Mit Experten und mit den Künstlerinnen und Künstlern.

In den vergangenen beiden Jahrzehnten hat sich einiges verändert. Deshalb beginnen wir den Kongreß mit zwei Impulsen. Jochen Sandig wird die Veränderungen der Gesellschaft aus der Innensicht eines Theatermachers reflektieren, während TAZ-Kulturredakteur Andreas Fanizadeh aus einer kulturaffinen Draufsicht betrachtet.


Will und kann diese Gesellschaft noch einen Diskurs über sich selbst im Theater führen? Welche Formate brauchen wir dafür? Welche Strukturen? Darüber sprechen anschließend die beiden Referenten mit anderen freien Theatermacherinnen und -machern.


Am folgenden Tag ist die Lebens- und Arbeitsorganisation der freien Künstlerinnen und Künstler ein Thema. Mit zunehmender Mobilität fühlen sich gerade junge Theaterschaffende nicht mehr an einen Ort gebunden, ziehen Arbeitsmöglichkeiten und Fördermitteln hinterher. Was bedeutet das für das Theater und für die Verortung der eigenen künstlerischen Arbeit.
In fünf Foren werden mit Kultureller Bildung und Kreativwirtschaft Themen bearbeitet, die von der Kulturpolitik gern in den Begründungszusammenhang der Theaterförderung gestellt werden. 


Auch europäische Kooperationen gehören für einige längst zum Alltag, während andere den damit verbundenen Aufwand deutlicher sehen als die Chancen, die sich ergeben. Immer häufiger werden Freie Theater zu Kooperationen mit Stadt- und Staatstheatern eingeladen, welche Chancen und welche Risiken verbergen sich hinter den oft verlockenden Angeboten. Ausbildung und Nachwuchsförderung schließlich wir in einem weiteren Forum thematisiert.

Sodann werden wir mit Grußworten aus Politik und Gesellschaft das zwanzigjährige Jubiläum begehen, nicht ohne einen kulturpolitischen Impuls zum Abschluss. Denn: Gibt es wirklich so viel zu feiern? Am Samstag schließlich sind dann die Freien Darstellenden Künstlerinnen und Künstler selbst die Impulsgeber? Welche Fragen sind für die Zukunft der Freien Theater zu klären? Generelle und spezielle Fragen können gestellt und diskutiert werden in einem ganztägigen moderierten Open Space.


Geht es den in Stuttgart gar nicht ums Geld? Doch. Am Sonntag werden landesweite Förderstrukturen verglichen, anhand der Statistiken der im BUFT organisierten Theater ein IST-Zustand definiert und diskutiert. Und da stellt sich bei allem Wandel in Theater und Gesellschaft dann natürlich auch die Frage, ob die Förderstrukturen nicht ebenso veränderten Bedingungen angepasst werden sollten? Wie läßt sich die Freie Darstellende Kunst gezielt weiterentwickeln? Am Beispiel des Tanzplans wird die Frage gestellt werden, ob ein solcher Masterplan auch für das Freie Theater Sinn macht. Macher, Förderer und Organisatoren berichten von ihren Erfahrungen, den Erfolgen und Mißerfolgen einer langfristigen und gezielten Förderung des Tanzes.


Außerdem gibt es die Wettbewerbsbeiträge des Stuttgarter Theaterpreises 2010 Tanz zu sehen und auch Raum für informelle Gespräche gibt es genug.


Wer sich also für die Zukunft des Freien Theaters in Deutschland interessiert und sie mit gestalten will, der darf den 1. Bundeskongress der Freien Darstellenden Künstler einfach nicht versäumen.


Anmeldung und weitere Infos sowie das detaillierte Programm zum Download gibt es unter:


www.freie-theater.de

Eckhard Mittelstädt
Stellvertretender Vorsitzender des BuFT
aus: off-informationen 4/2010

Montag, 22. November 2010

Beratung für Tänzer: Stiftung TANZ Transition Zentrum Deutschland


Am 1. August 2010 hat Dipl-Psych. & Theaterregisseurin Heike Scharpff die Geschäftsstelle der Stiftung TANZ – Transition Zentrum Deutschland übernommen.

Tanzschaffende können sich dort zur beruflichen Neuorientierung beraten lassen.

Heike Scharpff bietet Informationen über Weiterbildungen, Fördermöglichkeiten, den Umgang mit den Ämtern und das Selbständig-Machen an. Ergänzend dazu sind persönliche Gespräche zur Entwicklung einer beruflichen Zukunftsperspektive möglich.

Das Angebot ist kostenfrei für alle professionellen Tänzer, insbesondere in Situationen des beruflichen Übergangs.

Die STIFTUNG TANZ – Transition Zentrum Deutschland wurde am 19. Januar 2010 mit privaten Mitteln gegründet und hat ihren Sitz in Berlin.

Die Stiftung dient ausschließlich und unmittelbar dem gemeinnützigen Zweck zur ideellen und materiellen Förderung von Tanzschaffenden, insbesondere Tänzern und Tänzerinnen während der Ausbildung, der Karriere und nach Beendigung der aktiven tänzerischen Laufbahn beim Übergang in einen neuen Beruf, der sogenannten "Transition".

Die Geschäftstelle der STIFTUNG TANZ – Transition Zentrum Deutschland wird von Tanzplan Deutschland gefördert.


Das Beratungsangebot wird auch beim Kongress des Bundesverbands der Freien Theater in Stuttgart am 9.-12. Dezember 2010 vorgestellt.

Kontakt
Heike Scharpff
Projektleitung
Stiftung TANZ - Transition Zentrum Deutschland
Kollwitzstr. 64, 10435 Berlin
T 030 978 68 346
heike.scharpff@stiftung-tanz.com
www.stiftung-tanz.com

Bundeshaushalt beschlossen – Was heißt das für den Tanz in Deutschland?


Mitte November 2010 wurde der Bundeshaushalt für 2011 beschlossen. Damit steht fest, welche Mittel der Bund, insbesondere der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien zur Förderung von Tanz und Theater aufwenden kann. 

2 Millionen Euro zusätzlich für Kultur
Erfreulich ist die zusätzliche Zuwendung von 2 Mill. Euro an die Kulturstiftung des Bundes. Das sollte die KSB ermutigen, weitere Fonds für Tanz und Theater, wie zuletzt „TanzPartner“ und „TanzErbe“, aufzulegen.

Förderung einer Geschäftstelle für den BuFT
Zu gratulieren ist auch dem Bundesverband Freier Theater, welcher im kommenden Jahr eine Zuwendung von 100.000 Euro für eine Geschäftsstelle erhalten soll -  in vielen Bundesländern sind die Landesverbände Freier Theater auch Anlaufstellen für den zeitgenössischen Tanz.

NPN Tanz - keine Förderung durch das BKM
Enttäuschend ist jedoch die Tatsache, das die Koproduktionsförderung des Nationalen Performance Networks, welche über Tanzplan Deutschland aufgebaut wurde, nicht in den Etat des BKM übernommen wurde. 

Eine entsprechende online-Petition des Dachverband Tanz Deutschland an den Deutschen Bundestag fand keine Berücksichtung. Erst nach Abschluss der Verhandlungen ist der Petition stattgegeben worden. Vor zwei Tagen ist die öffentliche Mitzeichnung der Petition möglich geworden – wir informieren darüber baldmöglichst.

Stiftung Transition - keine Förderung
Gleichermaßen enttäuscht sind wir, dass der Deutsche Bundestag es nicht vermocht hat, der Empfehlung der selbst eingesetzten Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ zu folgen, und die Stiftung Transition wenigstens mit einer minimalen Förderung auszustatten.

Der Dachverband Tanz Deutschland wird mit allen Parteien über die Notwendigkeit sprechen, eine strukturell sinnvolle, nachhaltige Förderung auch auf der Bundesebene aufzubauen.

www.dachverband-tanz.de 
Michael Freundt, Berlin