Samstag, 27. November 2010

Off-Informationen Editorial 4/2010

Liebe Kolleginnen und Kollegen, 

das Jahr 2010 ist zwar noch nicht vorüber und für den Bundesverband Freier Theater steht mit dem 1. Kongress für Freischaffende Darstellende Künstlerinnen und Künstler vom 9. bis zum 12. Dezember im Theaterhaus Stuttgart ja noch ein wichtiges Ereignis bevor, aber dennoch kann man resümierend bereits jetzt feststellen, dass es das bisher wichtigste im Laufe des Bestehens des BuFT ist.

Seit Beginn meiner Tätigkeit im Vorstand des Bundesverbandes im Jahr 2002 war es immer mein Bestreben, die jährliche Delegiertenversammlung in einen Kongress für Freischaffende Darstellende Künstlerinnen und Künstlern einzubetten.

Viele haben mich diesbezüglich belächelt und es als nette, wünschenswerte Idee abgetan. Dabei ist es von ungemeiner Bedeutung, sowohl für die Künstlerinnen und Künstler, als auch für deren Interessenvertretung, den BuFT.

Die Delegiertenversammlung ist das Gremium, das die Richtung vorgibt, in die der Verband seine kulturpolitische Arbeit ausrichten soll. Sie stellt fest, ob sie mit der Arbeit des Vorstands zufrieden ist oder nicht und kann diesen im Amt bestätigen oder abwählen. Um mehr Mitglieder an diesem demokratischen Prozess teilhaben zu lassen, war es mir auch immer ein Anliegen, die Anzahl der Delegierten von einer Person je nach Größe der Bundesländer und Anzahl der Mitglieder in den Landesverbänden auf fünf bis zwölf Personen zu erhöhen. Dies führt zu mehr Transparenz und einer Meinungsvielfalt, die die Entscheidungsfindung komplexer werden lässt und möglichst alle Bedürfnisse im Bereich Freies Theater und Zeitgenössischer Tanz berücksichtigt.

Dies wird bisher nur dadurch gewährleistet, dass Verbände wie der Dachverband Tanz, der Bundesverband der Puppentheater in Deutschland und der Bundesverband der Theater im Öffentlichen Raum als ständige Gäste im Bundesvorstand vertreten sind, ohne auf ihre Eigenständigkeit zu verzichten. Es soll an dieser Stelle angemerkt sein, dass andere Verbände mit Schnittmengen in der Freien Szene in diesem Gremium herzlich willkommen sind.

Da die Delegiertenversammlung nicht den zeitlichen Rahmen bieten kann, um alle dringenden und drängenden Probleme zu behandeln, liegt es nahe, diese in einen jährlich stattfindenden Kongress einzubinden, auf dem vor der Versammlung über einen Zeitraum von zwei Tagen interessierte Künstlerinnen und Künstler aller Genres diese Problemstellungen diskutieren und pragmatische Lösungsvorschläge darlegen können. Diese Lösungsvorschläge würden dann in der Delegiertenversammlung zusammengefasst und dem Bundesverband als Arbeitsauftrag für ein Jahr lang auf den Weg gegeben. Mehr Basisdemokratie geht kaum, und ein solches Verfahren wäre sicherlich für alle Beteiligten äußerst motivierend.

Um eine solche Veranstaltung organisatorisch stemmen zu können, benötigt der Bundesverband jedoch eine hauptamtlich besetzte Geschäftsstelle. Schon das operative Tagesgeschäft lässt sich mit der bisherigen ehrenamtlichen Struktur kaum zufrieden stellend bewältigen. Seit Jahren bemühte sich der BuFT deshalb um die Finanzierung eines professionell besetzten Büros in Berlin beim BKM.

Dank des persönlichen Einsatzes der FDP-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Birgit Homburger, erhielt der BuFT im März diesen Jahres erstmalig eine Förderung aus dem Haushalt des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) in Höhe von 100.000,- Euro.

Das nahe liegende Vorhaben, diese Mittel für eine Geschäftsstelle zu verwenden, konnten wir nicht umsetzen, da diese Mittel als einmalige Förderung deklariert wurden und somit die Weiterfinanzierung über das Jahr 2010 hinaus nicht gesichert war. So haben wir uns entschlossen, anlässlich des 20jährigen Bestehens des BuFT den 1. Kongress für Freischaffende Künstlerinnen und Künstler zu veranstalten, mit dem Ziel, Inhalte zu erarbeiten, die dem Bundesverband als Arbeitsauftrag der Künstlerinnen und Künstler den Weg in die Zukunft weisen sollen. Dankenswerterweise fördert auch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg den Kongress, was uns in die Lage versetzt, die Reisekosten der Künstlerinnen und Künstler anteilig zu finanzieren.

Am 11. November diesen Jahres erreichte uns dann die sensationelle wie höchst erfreuliche Nachricht, dass nach Jahren immerwährender Beantragung der Bundesverband Freier Theater ab 2011 eine Förderung für eine hauptamtlich besetzte Geschäftsstelle in Berlin erhält. Nachdem die Finanzierung im Haushaltsentwurf der Bundesregierung im September noch nicht vorgesehen war, danke ich sehr den Berichterstattern des BKM-Haushalts aller Bundestagsfraktionen, die sich von den Fakten und Argumenten überzeugen ließen und der Förderung in der Bereinigungssitzung des Haushalts zustimmten.

Leider wurden von den beantragten 188.000,- Euro nur 100.000,- Euro bewilligt, womit wir nur das allernotwendigste finanzieren können und kaum gestalterische Spielräume haben. Aber es bedeutet eine enorme Professionalisierung des Bundesverbandes Freier Theater und somit der Überzeugungsarbeit im Bundesparlament und seinen Ausschüssen, um das Leistungspotential der Freischaffenden Darstellenden Künstlerinnen und Künstler in Deutschland zu vermitteln. Und wir werden alles daran setzen, spätestens ab dem Jahr 2012 einen jährlichen Kongress um eine repräsentativ besetzte Delegiertenversammlung herum zu organisieren.

Der Bundesverband Freier Theater wird diesen neuen, bedeutenden Weg nicht alleine gehen, sondern gemeinsam mit dem Internationalen Theaterinstitut in Deutschland (ITI), der Dramaturgischen Gesellschaft, dem Dachverband Tanz, dem MIME Centrum Berlin und weiteren Partnern im Künstlerquartier Bethanien eine Bürogemeinschaft gründen. Diese Nähe der Verbände zueinander bietet die Möglichkeit, Synergieeffekte zu nutzen und gemeinsam Visionen zu entwickeln, die den Künstlerinnen und Künstlern in jeglicher Hinsicht neue Freiräume für ihre Arbeit schaffen sollen.

Wir haben uns viel vorgenommen, und ich hoffe, dass möglichst viele Kolleginnen und Kollegen den Weg zu unserem ersten Kongress nach Stuttgart finden werden, denn es ist eine große Chance, die eigene Zukunft mit zu gestalten. Nutzen wir sie! Mit herzlichen Grüßen

Alexander Opitz
1. Vorsitzender Bundesverband Freier Theater

aus: Off-Informationen 4/2010

Der erste Bundeskongreß der Freien Darstellenden Künstler 2010

Nach 20 Jahren Bundesverband Freier Theater ist es nun endlich soweit:
Der BUFT lädt ein zum Bundeskongreß nach Stuttgart. Durch die Entscheidung des Bundestages, dem BUFT ab 2011 eine Geschäftsstelle zu fördern, hat der Kongreß noch einmal an Bedeutung gewonnen. Hier sollen Perspektiven für die Zukunft der Freien Darstellenden Kunst diskutiert werden. Mit Experten und mit den Künstlerinnen und Künstlern.

In den vergangenen beiden Jahrzehnten hat sich einiges verändert. Deshalb beginnen wir den Kongreß mit zwei Impulsen. Jochen Sandig wird die Veränderungen der Gesellschaft aus der Innensicht eines Theatermachers reflektieren, während TAZ-Kulturredakteur Andreas Fanizadeh aus einer kulturaffinen Draufsicht betrachtet.


Will und kann diese Gesellschaft noch einen Diskurs über sich selbst im Theater führen? Welche Formate brauchen wir dafür? Welche Strukturen? Darüber sprechen anschließend die beiden Referenten mit anderen freien Theatermacherinnen und -machern.


Am folgenden Tag ist die Lebens- und Arbeitsorganisation der freien Künstlerinnen und Künstler ein Thema. Mit zunehmender Mobilität fühlen sich gerade junge Theaterschaffende nicht mehr an einen Ort gebunden, ziehen Arbeitsmöglichkeiten und Fördermitteln hinterher. Was bedeutet das für das Theater und für die Verortung der eigenen künstlerischen Arbeit.
In fünf Foren werden mit Kultureller Bildung und Kreativwirtschaft Themen bearbeitet, die von der Kulturpolitik gern in den Begründungszusammenhang der Theaterförderung gestellt werden. 


Auch europäische Kooperationen gehören für einige längst zum Alltag, während andere den damit verbundenen Aufwand deutlicher sehen als die Chancen, die sich ergeben. Immer häufiger werden Freie Theater zu Kooperationen mit Stadt- und Staatstheatern eingeladen, welche Chancen und welche Risiken verbergen sich hinter den oft verlockenden Angeboten. Ausbildung und Nachwuchsförderung schließlich wir in einem weiteren Forum thematisiert.

Sodann werden wir mit Grußworten aus Politik und Gesellschaft das zwanzigjährige Jubiläum begehen, nicht ohne einen kulturpolitischen Impuls zum Abschluss. Denn: Gibt es wirklich so viel zu feiern? Am Samstag schließlich sind dann die Freien Darstellenden Künstlerinnen und Künstler selbst die Impulsgeber? Welche Fragen sind für die Zukunft der Freien Theater zu klären? Generelle und spezielle Fragen können gestellt und diskutiert werden in einem ganztägigen moderierten Open Space.


Geht es den in Stuttgart gar nicht ums Geld? Doch. Am Sonntag werden landesweite Förderstrukturen verglichen, anhand der Statistiken der im BUFT organisierten Theater ein IST-Zustand definiert und diskutiert. Und da stellt sich bei allem Wandel in Theater und Gesellschaft dann natürlich auch die Frage, ob die Förderstrukturen nicht ebenso veränderten Bedingungen angepasst werden sollten? Wie läßt sich die Freie Darstellende Kunst gezielt weiterentwickeln? Am Beispiel des Tanzplans wird die Frage gestellt werden, ob ein solcher Masterplan auch für das Freie Theater Sinn macht. Macher, Förderer und Organisatoren berichten von ihren Erfahrungen, den Erfolgen und Mißerfolgen einer langfristigen und gezielten Förderung des Tanzes.


Außerdem gibt es die Wettbewerbsbeiträge des Stuttgarter Theaterpreises 2010 Tanz zu sehen und auch Raum für informelle Gespräche gibt es genug.


Wer sich also für die Zukunft des Freien Theaters in Deutschland interessiert und sie mit gestalten will, der darf den 1. Bundeskongress der Freien Darstellenden Künstler einfach nicht versäumen.


Anmeldung und weitere Infos sowie das detaillierte Programm zum Download gibt es unter:


www.freie-theater.de

Eckhard Mittelstädt
Stellvertretender Vorsitzender des BuFT
aus: off-informationen 4/2010

Montag, 22. November 2010

Beratung für Tänzer: Stiftung TANZ Transition Zentrum Deutschland


Am 1. August 2010 hat Dipl-Psych. & Theaterregisseurin Heike Scharpff die Geschäftsstelle der Stiftung TANZ – Transition Zentrum Deutschland übernommen.

Tanzschaffende können sich dort zur beruflichen Neuorientierung beraten lassen.

Heike Scharpff bietet Informationen über Weiterbildungen, Fördermöglichkeiten, den Umgang mit den Ämtern und das Selbständig-Machen an. Ergänzend dazu sind persönliche Gespräche zur Entwicklung einer beruflichen Zukunftsperspektive möglich.

Das Angebot ist kostenfrei für alle professionellen Tänzer, insbesondere in Situationen des beruflichen Übergangs.

Die STIFTUNG TANZ – Transition Zentrum Deutschland wurde am 19. Januar 2010 mit privaten Mitteln gegründet und hat ihren Sitz in Berlin.

Die Stiftung dient ausschließlich und unmittelbar dem gemeinnützigen Zweck zur ideellen und materiellen Förderung von Tanzschaffenden, insbesondere Tänzern und Tänzerinnen während der Ausbildung, der Karriere und nach Beendigung der aktiven tänzerischen Laufbahn beim Übergang in einen neuen Beruf, der sogenannten "Transition".

Die Geschäftstelle der STIFTUNG TANZ – Transition Zentrum Deutschland wird von Tanzplan Deutschland gefördert.


Das Beratungsangebot wird auch beim Kongress des Bundesverbands der Freien Theater in Stuttgart am 9.-12. Dezember 2010 vorgestellt.

Kontakt
Heike Scharpff
Projektleitung
Stiftung TANZ - Transition Zentrum Deutschland
Kollwitzstr. 64, 10435 Berlin
T 030 978 68 346
heike.scharpff@stiftung-tanz.com
www.stiftung-tanz.com

Bundeshaushalt beschlossen – Was heißt das für den Tanz in Deutschland?


Mitte November 2010 wurde der Bundeshaushalt für 2011 beschlossen. Damit steht fest, welche Mittel der Bund, insbesondere der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien zur Förderung von Tanz und Theater aufwenden kann. 

2 Millionen Euro zusätzlich für Kultur
Erfreulich ist die zusätzliche Zuwendung von 2 Mill. Euro an die Kulturstiftung des Bundes. Das sollte die KSB ermutigen, weitere Fonds für Tanz und Theater, wie zuletzt „TanzPartner“ und „TanzErbe“, aufzulegen.

Förderung einer Geschäftstelle für den BuFT
Zu gratulieren ist auch dem Bundesverband Freier Theater, welcher im kommenden Jahr eine Zuwendung von 100.000 Euro für eine Geschäftsstelle erhalten soll -  in vielen Bundesländern sind die Landesverbände Freier Theater auch Anlaufstellen für den zeitgenössischen Tanz.

NPN Tanz - keine Förderung durch das BKM
Enttäuschend ist jedoch die Tatsache, das die Koproduktionsförderung des Nationalen Performance Networks, welche über Tanzplan Deutschland aufgebaut wurde, nicht in den Etat des BKM übernommen wurde. 

Eine entsprechende online-Petition des Dachverband Tanz Deutschland an den Deutschen Bundestag fand keine Berücksichtung. Erst nach Abschluss der Verhandlungen ist der Petition stattgegeben worden. Vor zwei Tagen ist die öffentliche Mitzeichnung der Petition möglich geworden – wir informieren darüber baldmöglichst.

Stiftung Transition - keine Förderung
Gleichermaßen enttäuscht sind wir, dass der Deutsche Bundestag es nicht vermocht hat, der Empfehlung der selbst eingesetzten Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ zu folgen, und die Stiftung Transition wenigstens mit einer minimalen Förderung auszustatten.

Der Dachverband Tanz Deutschland wird mit allen Parteien über die Notwendigkeit sprechen, eine strukturell sinnvolle, nachhaltige Förderung auch auf der Bundesebene aufzubauen.

www.dachverband-tanz.de 
Michael Freundt, Berlin